Die kritischen Infrastrukturen – Wasser-, Heizungs-, Lüftungs- und Klimanetze, Stromnetze oder auch die öffentliche Beleuchtung – befinden sich in einem tiefgreifenden Wandel, der von mehreren Hebeln vorangetrieben wird.
Ronald Vrancken, EMD der Geschäftseinheit Environment von LACROIX, teilt mit uns seine Sicht auf diese Veränderungen, die durch vier wesentliche Hebel beeinflusst werden: den Druck auf die natürlichen Ressourcen, technologische Innovationen, das steigende Cyberrisiko und die Veränderungen der Geschäftsmodelle.
Hebel Nr. 1: Der wachsende Druck auf die natürlichen Ressourcen
Sophie Puiseux : Der Klimawandel und das Bevölkerungswachstum erhöhen den Druck auf Wasser und Energie. Laut dem jüngsten Bericht der Europäischen Umweltagentur sind jedes Jahr fast 30 % der europäischen Fläche und 34 % der Bevölkerung vom Wasserstress betroffen. Naturkatastrophen haben sich in 20 Jahren verdoppelt… Welche Auswirkungen hat das für Akteure wie LACROIX?
Ronald Vrancken : Die Erhaltung der natürlichen Wasser- und Energieressourcen wird von allen Akteuren klar als Priorität identifiziert.
Zusätzlich zu den von dir genannten Faktoren kann man den steigenden Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix, den zunehmenden Sicherheitsbedarf in Städten und ländlichen Gebieten – besonders im Zusammenhang mit der öffentlichen Beleuchtung –, aber auch die Entwicklung sehr ressourcenintensiver Technologien wie Rechenzentren nennen, deren Bedarf mit dem Aufstieg der künstlichen Intelligenz explodiert.
Diese Situation erfordert eine verstärkte Kontrolle der kritischen Netzinfrastrukturen, insbesondere in den Bereichen Wasser und Energie. Der Schutz und das effiziente Management dieser Ressourcen werden zu einer strategischen Priorität für öffentliche und private Akteure. Das ist ein echter Wachstumstreiber.
Hebel Nr. 2: Die Beschleunigung des technologischen Wandels
Sophie Puiseux : Technologische Innovationen werden oft als Antwort auf den Schutz der Ressourcen dargestellt. Stimmt das?
Ronald Vrancken : Bei LACROIX sind wir überzeugt, dass Technologie dazu beitragen muss, einfache, nachhaltige und sichere Umgebungen zu fördern. Technologie ist also eine Antwort – aber nur, wenn sie einen positiven Effekt erzeugt.
Es ist eindeutig, dass die technologischen Entwicklungen die Überwachungssysteme grundlegend verändern: Kommunikationsnetze, Softwareplattformen, künstliche Intelligenz… Diese Innovationen bieten enorme Chancen.
Sie sind ein echter Vorteil – sowohl für unsere Kunden als auch für die Gesellschaft: Echtzeit-Überwachung, Fernsteuerung, vorausschauende Wartung, höhere Energieeffizienz und besserer Schutz der Ressourcen. Gleichzeitig stellen sie eine Herausforderung dar: Ihre Integration muss echte Marktbedürfnisse erfüllen, um relevant, nachhaltig und sicher zu sein.
Bei LACROIX bewerten wir den realen Nettoeffekt unserer Lösungen über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg. Wir haben unsere eigene Methodik zur Quantifizierung der Umweltnutzen entwickelt – inspiriert von der Methode „Empreinte Projet“ der ADEME – und können so die Umweltwirksamkeit unserer Lösungen präzise messen.
Konkret messen wir die Differenz zwischen der benötigten Energie für Entwicklung, Implementierung und Betrieb einer Lösung und den durch sie erzielten Vorteilen (Wasser- und Energieeinsparungen und damit Kostensenkungen!).
In einem sich schnell entwickelnden Umfeld ist dieser rigorose Ansatz unerlässlich, um eine verantwortungsvolle und nützliche Innovation sicherzustellen. Für unsere Kunden ist dies zudem ein wichtiges Werkzeug zur Bewertung ihres ROI.
Hebel Nr. 3: Der steigende Bedarf an Schutz
Sophie Puiseux : Cybersicherheit ist inzwischen in fast allen Bereichen eine Priorität. Wie sieht es in den kritischen Infrastrukturnetzen aus?
Ronald Vrancken : Sie ist tatsächlich ein zentrales Thema. Die Bedrohungen nehmen zu und gleichzeitig wird der regulatorische Rahmen strenger. Die europäische Richtlinie NIS2 ist hierfür ein perfektes Beispiel: Sie schreibt verstärkte Sicherheitsanforderungen zur Absicherung der essenziellen Sektoren – darunter Wasser und Energie – vor.
Um dem gerecht zu werden, müssen die Lösungen die automatisierte Sicherung der Geräte und Benutzer ermöglichen, Massen-Updates verwalten und sichere Schnittstellen zu Betriebsanwendungen wie SCADA, Datenanalyse oder Hypervision eröffnen.
Das Vertrauen in die Geräte und in die Daten, die sie erzeugen, wird zu einem entscheidenden Faktor. Es ist ein unverzichtbarer Mehrwert für alle beteiligten Akteure.
Unsere Zentralisierungsplattform LX Connect ist eine echte schlüsselfertige Antwort. Sie ermöglicht es, Cyber-Schutzmaßnahmen zu vereinfachen und zu automatisieren:
- Automatisierte Absicherung der Geräte und Benutzer
- Verwaltung von massenhaften Updates des gesamten Gerätebestands
- Öffnung sicherer Schnittstellen zu den Fachanwendungen des Betreibers (SCADA, Data Analytics, künstliche Intelligenz, Hypervision usw.), um verlässliche, nützliche und ausreichende Daten bereitzustellen
Hebel Nr. 4: Der Wandel der Geschäftsmodelle
Sophie Puiseux : Du sprichst auch von einem Wandel des Geschäftsmodells. Was bedeutet das konkret?
Ronald Vrancken : Die Vielfalt der Anwendungsfälle, Bedürfnisse und Akteure – große öffentliche oder private Betreiber, Kommunen jeder Größe – veranlasst uns dazu, unsere Angebote und Modelle weiterzuentwickeln, um den Mehrwert für unsere Kunden zu maximieren.
Es geht darum, die Wertschöpfungskette in Frankreich und international widerstandsfähiger zu gestalten, die Rolle des Service und die Kundenzufriedenheit zu stärken und interoperable, modulare und leicht einsetzbare Lösungen anzubieten.
Dieser Wandel beinhaltet auch neue Vermarktungsmodelle, wie schlüsselfertige Lösungen mit Serviceangeboten (SaaS) und Abonnementmodellen, die eine langfristige Begleitung unserer Kunden ermöglichen – ohne hohe Anfangsinvestitionen.
Dieser Wechsel – von einer transaktionalen Logik hin zu einer partnerschaftlichen Langzeitlogik – ist wesentlich, um in einer sich rasant verändernden Welt weiterhin Wert zu schaffen.
Ich bin überzeugt, dass zuverlässige und sichere Felddaten zum eigentlichen Motor dieser Transformation werden.
Nicht mehr nur das industrielle Objekt zählt, sondern seine Fähigkeit, Daten zu erfassen, zu sichern und zu verwerten, um die Netze besser zu steuern und zu schützen.
Unsere Rolle entwickelt sich entsprechend und wir positionieren uns entlang der gesamten Wertschöpfungskette als echter langfristiger Vertrauenspartner, Garant für Qualität und Wert der Daten.